Driften ist die Kunst, einen instabilen Zustand stabil zu halten.
Übersteuern ist wenn der Beifahrer Angst hat, Untersteuern wenn ich Angst habe.
Wennst in Baum siehst, in den du rein fährst, hast untersteuert, wennst ihn nur hörst, hast übersteuert.
So haben das alte, aber nicht minder langsame Hasen wie Walter Röhrl früher genannt – Übersteuern. Heute heißt eben jenes Übersteuern, vor Allem bei den jüngeren Semestern eingedeutscht aus dem Englischen schlicht „driften“. Gemeint ist das Bewegen des Kraftfahrzeuges auf eine Art und Weise, bei der die Längsachse des Wagens den größtmöglichen Winkel zur eigentlichen Fahrtrichtung aufweist. Oder anders gesagt, wenn der Fahrer hinter dem Volant sichtlich Spaß daran hat, mit selbigem zu versuchen, die Vorderreifen in der eigentlichen Fahrtrichtung zu halten, während zumindest bei den heckgetriebenen Fahrzeugen die Hinterreifen gnadenlos nach Kraftschluss suchen, selbigen jedoch nicht finden, vor Allem wenn selbiges auf einer präparierten Eis-Piste stattfindet. In Zeiten der Schwarz-Weiß-Fotografie galt es als besonders sportlich, dabei auch noch einen auf Brettern stehenden, waghalsigen Helden hinter sich her zu ziehen – Skijöring. Gut, in Anbetracht unseres Könnens haben wir die Schifahrer lieber zu Hause gelassen und uns rein aufs motorisierte Querfahren konzentriert. Da spätestens seit dem Importstart der Marke Subaru Ende der 1970er Jahre und durch Audi Anfang der 1980er Jahre auch alle 4 Räder angetrieben werden, ist die Disziplin des Querfahrens in eine dritte Dimension aufgebrochen. Zumindest sah dies so aus, als durchaus begabte Querfahrer sich im allradgetriebenen Daihatsu versuchten und – anders als mit dem Hecktrieblern – völlig unkontrolliert abgeflogen sind und sich während des Verlassens der präparierten Piste, mit kurzen Stoßgebeten an die Schneewechten richteten, dass diese möglichst wenig Schaden am Fahrzeug anrichten, aber gleichzeitig den Abflug schnellstmöglich stoppen mögen.
Ausgegangen ist das Ganze von Gert. „Alex, mogst net a Eisdriften mochn?“. Dann die kurze Überlegung an den letzten Versuch zwei Jahre zuvor, wo nach 7 glücklosen Terminen, an denen das Wetter jedes Mal die Eis-Piste zum Schmelzen gebracht hatte, wodurch das Eisdriften buchstäblich ins Wasser gefallen war. Mir lag die Antwort bereits auf der Zunge „Geh, mach ma des nächstes Jahr, ok?“. ABER, sagt man so etwas zu einem Clubfreund der im 79. Lebensjahr steht? Ich hab mich nach kurzer Überlegung zu einem „schau ma moi, wenn ma genug Leute zammbringen“ durchgerungen.
Der Plan stand, nun musste geeignetes Gerät angeschafft werden, idealerweise ein Hecktriebler oder ein Allradler. Und siehe da, kurze Zeit später gab es einen überdurchschnittlich billigen BMW 316 Compact ganz in meiner Nähe zu kaufen. Angesehen und gekauft. Kurz darauf ein Inserat auf willhaben von einem frisierten Daihatsu Charade. Dieser war zwar nicht billig, aber in meinen Augen das ideale Fahrzeug für unser Vorhaben, klein, leicht und giftig, keine großen Überhänge und mit permanentem Allrad. Den Wagen kaufte ich telefonisch und holte ihn ein paar Tage später aus Wien.
Die Zusagen sprudelten bei mir nach der Reihe ein, jeder wollte teilnehmen und auch Fahren, weswegen ich mich zu zwei Terminen entschied. Holzwurm Andi Brunner wäre gern dabei gewesen, aber aus zeitlichen Gründen, konnte er mir nicht zusagen, Beruf und Familie ließen einfach keine Zeit für solche Spielchen.
Nach den üblichen Absagen als es ernst wurde, welche ich durch aktives Durchtelefonieren meiner Kontakte kompensierte, kam es zum ersten Termin. Überraschungsgäste zum Mittagessen: Holzwurm Andi samt Kind und Kegel. Am Nachmittag sah Andi begeistert beim Eisdriften zu. Dabei dürfte es zu seltsamen Kurzschlüssen in seinen Synapsen gekommen sein, denn aus der Absage wurde eine Idee. Im finstersten Winkel des Hinterstübchens stand er, der dunkelgelbe VW Käfer, der nach einem ordentlichen Abflug vor 12 Jahren mit äußerst starker Blechdeformation in den Schuppen gestellt wurde. Am Tag darauf wurde das Dornröschen unsanft aus dem Tiefschlaf geweckt. Alle in und rund um Andis Werkstatt zu findenden Hände halfen zusammen, den Käfer in den Abendstunden nach der eigentlichen Arbeit von den Unfallschäden und auch von Standschäden zu befreien. Vater Walter kümmerte sich um die Vorderachse und die Bremsen, Schwiegervater Roman, nun besser bekannt als Blechdompteur, der sich zusammen mit seinen Blechdompteur-Lehrlingen, seinen Söhnen Kamil und Paul um die Außenhaut des Käfers kümmerte. Otto spielte Servicemann, Onkel Rupert den Scheibenmeister, Bruder Hannes verlegte die neuen Bremsleitungen, Aschauer Günter sorgte für verbale Unterstützung und last but not least ist es Flossenwolfs Reifen zu verdanken, dass die mächtige Kraft der 34 Pferde auch am Eis in Vortrieb umgewandelt werden konnte. Nach nicht einmal 6 Abenden wurde der Käfer einsatzbereit am Zenz-See angeliefert. ABSOLUT GENIAL! Ihr seid´s ein Wahnsinn! Da sieht man, dass es manchmal einfach einen Grund geben muss, um Unmögliches möglich zu machen.
Belohnt wurden all diese Mühen mit einem breiten Grinsen in den um mindestens 20 Jahre verjüngten Gesichtern von Harald Raunegger, Gert Dolznig, Walter und Gabi Brunner, Otto Gründler und Max – des Mal nix Diesel – Zottler, der angeblich zum ersten Mal in seinem Leben am Steuer eines BMW saß . Bei uns Jüngeren – Michael Zottler, René Kettler, Hannes und Andi Brunner, Andis Schwägern und mir – Alex waren es natürlich keine 20 Jahre weniger, aber Spaß hatte jeder von uns. Das können auch Hannelore, Rosemarie und Ingrid, sowie unsere plötzlich aufgetauchten Zuseher Flossenwolf samt Familie und auch Walenta Gerhard mit seiner Frau bestätigen.